Anfragebeantwortung zum Irak: Aktuelle Lage im Gouvernement Dhi Qar/Thi Qar, insbesondere in der Stadt Nasiriyah (u.a. Informationen zu Vorfällen, die sich gegen SunnitInnen richteten) [a-9455]

Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW), das sich selbst als überparteiliche Forschungsorganisation im Bereich Militärangelegenheiten bezeichnet, stellt auf seiner Website Landkarten mit den Einflusszonen der verschiedenen Konfliktakteure („Iraq Control of Terrain Map“) zur Verfügung. Die letzte verfügbare dieser Karten datiert vom 25. November 2015, Nasiriyah im Südosten des Landes ist als ein von den irakischen Sicherheitskräften kontrollierter Ort markiert:

·      ISW - Institute for the Study of War: Iraq Control of Terrain Map: November 25, 2015, 25. November 2015
http://understandingwar.org/sites/default/files/Iraq%20Blobby%20map%2025%20NOV%202015_0.pdf

 

In einem im November 2015 veröffentlichten Profil des Gouvernements Thi Qar im Zeitraum von Juni bis September 2015 schreibt die International Organization for Migration (IOM), dass der Ausbruch des Konflikts im Jahr 2014 mehr als 9.330 Personen, vor allem aus Ninawa, nach Thi Qar vertrieben habe. Dennoch mache die Zahl der Binnenvertriebenen in Thi Qar immer noch weniger als ein Prozent der Gesamtzahl der Binnenvertriebenen im Irak aus. Die Mehrheit der Vertriebenen lebe in Nasiriyah, der Hauptstadt des Gouvernements, die aufgrund der Verfügbarkeit von grundlegenden Dienstleistungen weiterhin Binnenvertriebene anziehe.

Die Sicherheitslage sei weiterhin relativ stabil, allerdings hätten IOM-MitarbeiterInnen von Konflikten berichtet, die ihren Ursprung in der traditionellen, tribalen und sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung des Gouvernements hätten. Berichten zufolge gebe es Spannungen zwischen Aufnahmegemeinschaften und Binnenvertriebenen, da die Vorstellung vorherrsche, dass die Binnenvertriebenen innerhalb einer Gemeinschaft, die bereits sehr arm sei, von humanitären Hilfsorganisationen bevorzugt würden:

„The outbreak of conflict in 2014 brought over 9,330 individuals who displaced mostly from Ninewa to Thi-Qar; however the total IDP population in Thi-Qar still represents less than 1% of the total IDP population in Iraq. The majority of those who displaced reside in Nassiriya district, the governorate’s capital and administrative center, which continues to attract IDPs due to the availability of basic services.

The security situation remains relatively stable, but IOM staff members have reported conflicts that mostly originate in the traditional, tribal and social fabric of the governorate’s population. Reportedly, there have been tensions between the host communities (HC) and IDPs because of the general belief that IDPs are favored by humanitarian aid agencies, in a community that is already very poor.” (IOM, 17. November 2015)

An anderer Stelle erläutert IOM, dass weniger als ein Prozent der Binnenvertriebenen im Irak in Thi Qar lebe, hänge mit dem ländlichen Charakter des Südirak, dem wirtschaftlichen Niedergang und der religiösen Zusammensetzung der Aufnahmegemeinschaften (mehrheitlich schiitische AraberInnen) zusammen:

„Displacement figures in Thi-Qar remain rather low and the governorate hosts less than 1% of the total Iraqi IDP population. This is mainly due to the rural character of the South, economic decline and the religious composition of the host communities, who are mostly Shia Arabs.” (IOM, 17. November 2015)

In einem im Mai 2015 veröffentlichten Artikel für die US-amerikanische Onlinezeitung Huffington Post schreibt Luay Al Khatteeb, Nonresident Fellow an der Brookings Institution, einem sich selbst als unparteilich beschreibenden, US-amerikanischen Think Tank, dass es falsch und unangebracht wäre, den gesamten Irak als „rote Zone“ zu bezeichnen. In zwei Dritteln des Landes herrsche ein Sicherheitsniveau, das dem in Ländern wie Ägypten oder Marokko gleiche. Und Selbstmordanschläge in Irakisch-Kurdistan oder im Süden des Landes würden sich nicht häufiger ereignen als in Saudi-Arabien. Ölreiche Gouvernements wie Basra, Maysan und Dhi Qar seien rund 300 Meilen von den Frontverläufen zum Islamischen Staat entfernt, außerdem seien in der Zwischenzeit alle regierungstreuen schiitischen und sunnitischen Milizen zu den Volksmobilisierungskräften zusammengeschlossen worden, welche dem Oberbefehlshaber der Armee, Ministerpräsident Haider Al Abadi, unterstellt seien.

Während seiner kürzlich unternommenen Reisen nach Irakisch-Kurdistan und in die im Süden gelegenen Gouvernements Najaf, Karbala, Babil, Dhi Qar, Maysan und Basra habe er, Al Khatteeb, keinen einzigen Vorfall miterlebt. Viele ausländische JournalistInnen und Geschäftsleute seien ihren Tätigkeiten nachgegangen, ohne Sicherheitspersonal zu beschäftigen.

Zwar würden sich einige Vorfälle ereignen, da terroristische Gruppen versuchen würden, mittels Selbstmordanschlägen Schaden in den sicheren Gebieten anzurichten, doch hätten die irakischen Sicherheitskräfte und die Volksmobilisierungskräfte strikte Richtlinien und Pläne im Bereich Sicherheit angenommen, durch die die Anzahl solcher vereinzelter Vorfälle deutlich reduziert worden sei:

„Painting all of Iraq as a ‘red-zone’ is completely misguided and wrong. Two-thirds of the country enjoys a significant level of security equal to countries such as Egypt or Morocco while suicide incidents in Kurdistan of Iraq or south of the country are no more than those occurring in Saudi Arabia. Foreign companies are still operating normally in the south with tens of thousands of employees, and scores of international flights cruising in and out of Iraq everyday filled with businessmen. On the security front, oil-rich provinces such as Basra, Maysan and Dhi Qar are some 300 miles from the frontlines with Daesh, meanwhile all the pro-state Shia and Sunni militias have been regulated under the Popular Mobilization Forces (PMF), reporting to the Commander-in-Chief, Prime Minister Haider Al Abadi to ensure security across the majority of Iraq.

During my recent visits to the northern region of Iraq (Kurdistan) and the southern provinces of Najaf, Karbala, Babil, Dhi Qar, Maysan and Basra, I witnessed zero incidents, while many foreign journalists and many businessmen went about their business without personal security details, with the exception of a small number of executives.

Indeed some incidents do happen as terrorist groups try relentlessly to send suicide bombers with one-way tickets to create havoc in safe-zones. However, the Iraqi Security Forces (ISF) and PMF have adopted strict security policies and plans that have contributed to regional stability by significantly reducing such isolated incidents.” (Huffington Post, 27. Mai 2015)

Das niederländische Außenministerium (Ministerie van Buitenlandse Zaken, BZ) erwähnt in seinem Bericht zur Sicherheitslage im Irak vom April 2015 (Berichtszeitraum Mitte September 2014 bis Mitte März 2015), dass der Süden des Landes, der die Gouvernements Karbala, Najaf, Wassit, Qadissiya, Maysan, Dhi Qar, Muthanna und Basra umfasse, überwiegend von SchiitInnen bewohnt werde. Obwohl diese Gouvernements im Vergleich zu anderen irakischen Gouvernements ruhiger gewesen seien, habe es auch im Süden gewaltsame Vorfälle gegeben:

„Het zuiden van Irak - de provincies Karbala, Najaf, Wassit, Qadissiya, Maysan, Dhi-Qar, Muthanna en Basra – is overwegend sjiitisch. Hoewel het in de zuidelijke provincies relatief rustiger was dan in andere provincies van Irak kwam ook in het zuiden geweld voor.“ (BZ, 16. April 2015, S. 30)

In seinem im Oktober 2015 veröffentlichten Bericht zur Sicherheitslage im Irak (Berichtszeitraum Mitte April 2015 bis Mitte September 2015) schreibt das niederländische Außenministerium (BZ), dass die Sicherheitslage im Südirak mit der während des vorangegangenen Berichtszeitraums vergleichbar gewesen sei. Die Gewalt, die sich ereignet habe, habe keinen direkten Bezug zum bewaffneten Konflikt mit dem Islamischen Staat gehabt. Trotzdem sei es zu einem Anstieg bei der Anzahl der gewaltsamen Vorfälle gekommen. Unter Bezugnahme auf eine vertrauliche Quelle führt das niederländische Außenministerium an, dass sich im Südirak im Zeitraum bis September 2015 insgesamt 256 Vorfälle von Schießereien mit Handfeuerwaffen ereignet hätten, im Vorjahreszeitraum seien es noch 129 solcher Vorfälle gewesen. Während der Islamische Staat im Norden des Gouvernements Babil noch über die Schlagkraft verfüge, um kleinere Angriffe zu verüben, stehe die Gewalt in den anderen Gouvernements im Süden in Zusammenhang mit Kriminalität und Stammeskonflikten.

Seit Beginn des Sommers 2015 sei es in der Region zu einem Anstieg bei der Anzahl großer Demonstrationen gekommen. Diese seien mit einer zunehmenden Unzufriedenheit mit den grundlegenden Dienstleistungen wie der Stromversorgung aber auch über die ausbleibende Zahlung von Gehältern, Korruption und Arbeitslosigkeit in Verbindung gestanden:

„De veiligheidssituatie in Zuid-Irak is vergelijkbaar met de vorige verslagperiode. Het geweld dat plaatsvond was ook in de huidige verslagperiode niet direct gerelateerd aan het gewapende conflict met ISIS. Wel was sprake van een toename van het aantal geweldsincidenten. In de periode tot september 2015 bedroeg het aantal schietincidenten – small arms fire (SAF) – in het zuiden van Irak 256, waar dat in dezelfde periode in 2014 129 incidenten betrof. Schietincidenten, ontvoeringen, tribale conflicten en demonstraties kwamen in de provincie Basra vaker voor dan in de andere provincies in het zuiden. Waar ISIS in het noorden van Babil nog de slagkracht heeft om kleinere aanslagen uit te voeren, is het geweld in de overige provincies in het zuiden gerelateerd aan criminaliteit en (inter of intra) tribale conflicten. Er is vanaf het begin van de zomer van 2015 een toename geweest van het aantal grote demonstraties in de regio. Deze hielden verband met toenemende onvrede over basisvoorzieningen als elektriciteit, maar ook over het uitblijven van salarisbetalingen, corruptie en werkloosheid.” (BZ, 13. Oktober 2015, S. 32)

Der vom US-amerikanischen Kongress finanzierte Rundfunkveranstalter Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) berichtet in einem Artikel vom August 2015 über Proteste tausender IrakerInnen in Bagdad und anderen Städten, unter anderem Nasiriyah, die eine miserable Stromversorgung und Versorgung mit anderen Diensten sowie Korruption in der Regierung anprangern würden. Angesichts der nur wenigen von der schiitisch dominierten Regierung eingeleiteten Maßnahmen seien auch die Rufe nach einer Umstrukturierung der Regierung lauter geworden:

„Thousands of Iraqis braved the scorching summer heat to stage huge protests in central Baghdad and other cities August 7, denouncing abysmal electricity and other services as well as government corruption. It was the second Friday of protests across Iraq, perhaps signalling the emergence of a major protest movement. Demonstrators called on authorities to address the country's chronic shortages of electricity as temperatures soar above 50 degrees Celsius. But with little action from the Shi'ite-dominated government following last week's protests, demonstrators this week intensified calls for a government shake-up. […]

The emergence of the major protests suggests Abadi is facing his biggest challenges yet as he nears the end of his first year in office, juggling an economic crisis as well as a crippling war with IS. The combination has put a choke on domestic services, leading to rising discontent from Baghdad to Basra in Iraq's Shi'ite dominated south – the power base of Abadi and Iraq's top political parties. In Basra, thousands of demonstrators chanted ‘No to the parties,’ while similar protests broke out in the southern cities of Najaf, Karbala, Hilla, Nasiriyah, and Diwaniyah.” (RFE/RL, 8. August 2015)

Triple Canopy, ein US-amerikanisches privates Sicherheits- und Militärunternehmen, schreibt in seinem regelmäßig erscheinenden Sicherheitsbericht zum Irak vom 15. September 2015 (Berichtszeitraum 8. bis 14. September 2015), dass die Häufigkeit der Proteste in den Städten im südlichen Landesteil auf den Level von Anfang August 2015 zurückgegangen sei. Die Demonstrationen seien hauptsächlich auf die Städte Basra, Najaf und Nasiriyah beschränkt gewesen:

„Southern Region

Frequency of urban protests fall for third consecutive week to early August levels, with popular demonstrations primarily confined to the populated areas of Basra, Najaf and Nasiriyah cities.” (Triple Canopy, 15. September 2015, S. 3)

Der in Singapur ansässige Nachrichtensender Channel NewsAsia berichtet im Oktober 2015 ebenfalls über Proteste gegen Korruption und für eine Verbesserung der Dienstleistungen in Bagdad und verschiedenen anderen Städten, darunter Nasiriyah. Wie der Sender anführt, sei die Protestbewegung im Juli 2015 aus Verärgerung über Stromausfälle entstanden, stelle mittlerweile aber auch breitere Forderungen nach politischen Reformen:

„Thousands of Iraqis demonstrated in Baghdad and several other cities on Friday (Oct 2), urging the government to deliver on its promised reform package aimed at tackling corruption and improving services. Iraqis have been staging weekly protests since July. The movement that stemmed from exasperation over power cuts in the searing summer heat gradually led to broader demands for political reform. […] Several smaller protests were also held in other cities, including the main southern hub of Basra, the Shiite shrine city of Karbala and Nasiriyah.” (Channel NewsAsia, 3. Oktober 2015)

Die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) erwähnt in einem Artikel vom Jänner 2016 Proteste gegen die Hinrichtung eines bekannten schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien. Die Proteste hätten unter anderem auch in Nasiriyah stattgefunden:

„The execution at the weekend in Saudi Arabia of prominent Shiite cleric Nimr al-Nimr sparked outrage in Iraq. Shiite politicians and clerics unanimously condemned the execution but several religious in the Sunni minority also denounced it. […]

Protests took place in Baghdad and elsewhere in the country, including in the cities of Karbala and Nasiriyah.” (AFP, 4. Jänner 2016)

Die deutsche Nachrichtenwebsite Spiegel Online schreibt in einem Artikel vom Juli 2015, dass hunderttausende SunnitInnen, die seit Anfang 2014 vor dem Islamischen Staat geflohen seien, in ihrem eigenen Land gestrandet seien. Dies liege auch daran, dass der Irak seit einiger Zeit faktisch durch streng bewachte Gouvernement-Grenzen und eine rigorose Bürokratie geteilt werde. So könnten SunnitInnen aus Anbar nicht mehr in die im Süden gelegenen Gouvernements wie Najaf oder Nasiriyah einreisen. Nach Bagdad könnten sie nur einreisen, wenn es jemanden gebe, der für sie bürge und eine schriftliche Garantie beibringe, dass es sich bei den Einreisewilligen nicht um Terroristen handle:

„Of the millions of Iraqis who have fled from IS since early 2014, hundreds of thousands of Sunnis are stranded in their own country. They are either unwilling or unable to return home, but they are also unable to move forward, because Iraq has been de facto divided for some time by strictly guarded provincial borders and rigorous bureaucracy. For instance, Sunnis from Anbar can no longer travel to southern provinces like Najaf or Nasiriyah. They can only enter Baghdad if they have someone there who can vouch for them and provide a written guarantee that they are not terrorists.” (Spiegel Online, 31. Juli 2015)

Auf der Website der US-amerikanischen TV-Senderkette Public Broadcasting Service (PBS) findet sich die Transkription eines Fernsehbeitrags vom Mai 2015 zu schiitischen Milizen. In dem Beitrag berichtet Sonderkorrespondentin Jane Arraf, dass die irakische Regierung nach der Einnahme Mosuls durch den Islamischen Staat im Jahr 2014 den Iran und die irakischen Bürger um Hilfe gebeten habe. Abgesehen von dem im Beitrag zu sehenden, in dem 2.000 Kämpfer trainiert worden seien, gebe es in Nasiriyah mindestens vier weitere Ausbildungslager für Freiwillige. Die meisten der Freiwilligen seien junge Männer und die einzige wirkliche Anforderung an sie sei ihre Bereitschaft zu kämpfen.

Nasiriyah liege inmitten der großen irakischen Ölfelder und die Menschen dort gehörten zu den ärmsten des Landes. Im Norden der Stadt seien die Mauern mit Fotos von Personen behangen, die im Kampf getötet worden seien. Als sich diese Personen den Milizen angeschlossen hätten, seien sie mittellos gewesen und ihr Tod habe ihre Familien noch tiefer in die Armut gestürzt:

„When the I.S. group, known here as Da’esh, took over Mosul last year, entire divisions of the Iraqi army collapsed. The Iraqi government turned to Iran and Iraqi citizens for help. There are at least four other training centers [of volunteers] like this in Nasiriyah. In this one alone, they have trained 2,000 fighters. Most of them are young men, but the only real requirement is a willingness to fight. […]

Nasiriyah is in the middle of Iraq’s huge oil fields. The people here are among the poorest in the country. Just north of the city, the walls are dotted with photos of those killed in fighting. They were poor when they joined. When they died, many left their families even poorer.” (PBS, 4. Mai 2015)

In einem Artikel vom September 2014 schreibt die US-amerikanische Tageszeitung Washington Post, der Gouverneur von Thi Qar schätze, dass mehr als 400 Soldaten aus Nasiriyah, einer ärmlichen Stadt rund 225 Meilen südöstlich von Bagdad, seit einem Vorstoß sunnitischer Extremisten im Norden des Landes vermisst würden. Bei den meisten werde davon ausgegangen, dass sie im Juni 2014 nach der Einnahme Camp Speichers, einer früheren US-amerikanischen Militärbasis, durch Kämpfer des Islamischen Staates von diesen hingerichtet worden seien.

In Städten und Dörfern im schiitischen Süden des Landes hätten Familien nach Informationen verlangt und Proteste abgehalten, um die Überstellung der Leichname ihrer Angehörigen zu fordern. Außerdem hätten sie mit Tötungen von SunnitInnen gedroht, sollte die Überstellung ausbleiben und sollten die Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Ein 33-jähriger Mann aus Nasiriyah, dessen Bruder seit Juni 2014 vermisst werde, habe angegeben, man werde die SunnitInnen in der Stadt töten, sollte die Regierung den Forderungen nicht nachkommen. Dann habe man wenigstens Rache geübt:

„In Nasiriyah, an impoverished dust bowl of bare cinder-block buildings about 225 miles southeast of Baghdad, the governor estimates that more than 400 soldiers from the city are missing in action in the wake of a sweep by Sunni extremists across the country’s north. Most are presumed killed in a single incident: the execution in June of as many as 1,700 soldiers from Camp Speicher, a former American military base outside the city of Tikrit that was under Iraqi control before being overrun by Islamic State militants in June. […]

In towns and villages in Iraq’s Shiite south, families have been clamoring for information and holding protests to demand the bodies of their loved ones. They have threatened reprisal killings against Sunnis if bodies of their relatives are not returned and the killers are not held accountable, underscoring the intensifying fractures a new Iraqi government must repair if the country is to hold together. […]

‘There is so much anger, and unless the government responds there will be major chaos in the south,’ said Ali Abed al-Baderi, a 33-year-old Nasiriyah resident whose brother has been missing since June. ‘We have Sunni people here, and we are going to slaughter them. It’s not going to help, but at least we’ll get our revenge.’” (Washington Post, 2. September 2014)

AFP berichtet im September 2013, der stellvertretende UNO-Sondergesandte für den Irak, Gyorgy Busztin, habe sich „extrem besorgt“ über konfessionell motivierte Vertreibungen von SunnitInnen und Mitgliedern der Shabak-Minderheit sowie über die Tötung von SunnitInnen im Süden des Landes gezeigt. Gewalt gegen und Einschüchterungen von Gemeinschaften durch illegale bewaffnete Gruppen, was die Betroffenen zum Verlassen ihrer Häuser zwinge, sei nicht hinnehmbar, so Busztin. Wie AFP anführt, habe sich Ministerpräsident Nuri al-Maliki mit vertriebenen sunnitischen Familien getroffen und anschließend angegeben, dass Mitglieder des sunnitischen Al-Saadun-Clans aus Nasiriyah, Basra und Kut, Gebiete die mehrheitlich von SchiitInnen bewohnt würden, vertrieben worden seien:

„The United Nation's deputy special representative for Iraq, Gyorgy Busztin, expressed ‘extreme concern’ this week about sectarian-based displacement of Sunnis and members of the small Shabak minority, and the killing of Sunnis in the country's south. ‘The use of violence and intimidation against communities by illegal armed groups forcing them to flee their homes is unacceptable and a clear violation of basic human rights,’ Busztin said.

Prime Minister Nuri al-Maliki, who heads Iraq's Shiite-majority government, condemned the trend as he met with displaced Sunni families this week. He said members of the Sunni Al-Saadun clan had been driven out of Nasiriyah, Basra and Kut, all Shiite-majority areas.” (AFP, 20. September 2013)

Hinsichtlich der Sicherheitslage im Südirak erwähnt das niederländische Außenministerium (BZ) in seinem Herkunftsländerbericht zum Irak vom Dezember 2013 (Berichtszeitraum November 2012 bis November 2013) unter Bezugnahme auf eine vertrauliche Quelle, dass im Berichtszeitraum unter anderem in Basra, Nasiriyah, Diwaniya und Al-Kut Bombenanschläge und Schießereien stattgefunden hätten:

„Onder meer in Basra, Nasiriyah, Diwaniya en Al-Kut hebben in de verslagperiode bomaanslagen en schietincidenten plaatsgevonden.“ (BZ, Dezember 2013, S. 19)

Informationen zu Tötungen sunnitischer ZivilistInnen durch schiitische Milizen in anderen Landesteilen finden sich unter anderem in folgenden Berichten:

 

·      AI - Amnesty International: Iraq: Barwana massacre - Botched investigation, families waiting for justice [MDE 14/1812/2015], 10. Juni 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1433921484_mde1418122015english.pdf

AI - Amnesty International: Absolute Impunity: Militia Rule in Iraq [MDE 14/015/2014], 14. Oktober 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/4543_1433162697_absolute-impunity-iraq-report.pdf

·      HRW - Human Rights Watch: Pro-Government Militias’ Trail of Death, 31. Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/282421/412800_de.html

 

 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 20. Jänner 2016)

·      AFP - Agence France-Presse: Iraq Sunni mosque blasts kill 18, 20. September 2013 (veröffentlicht von ReliefWeb)
http://reliefweb.int/report/iraq/iraq-sunni-mosque-blasts-kill-18

·      AFP - Agence France-Presse: Two Sunni mosques bombed, muezzin killed in Iraq: police, 4. Jänner 2016 (verfügbar auf Website der indischen Tageszeitung The Economic Times)
http://economictimes.indiatimes.com/news/international/world-news/two-sunni-mosques-bombed-muezzin-killed-in-iraq-police/articleshow/50436549.cms

·      AI - Amnesty International: Absolute Impunity: Militia Rule in Iraq [MDE 14/015/2014], 14. Oktober 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/4543_1433162697_absolute-impunity-iraq-report.pdf

·      AI - Amnesty International: Iraq: Barwana massacre - Botched investigation, families waiting for justice [MDE 14/1812/2015], 10. Juni 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1433921484_mde1418122015english.pdf

·      BZ - Ministerie van Buitenlandse Zaken (niederländisches Außenministerium): Algemeen ambtsbericht Irak, Dezember 2013
http://www.rijksoverheid.nl/bestanden/documenten-en-publicaties/ambtsberichten/2013/12/20/algemeen-ambtsbericht-irak/algemeen-ambtsbericht-irak-december-2013.pdf

·      BZ - Ministerie van Buitenlandse Zaken (niederländisches Außenministerium): Ambtsbericht Veiligheidssituatie in Irak, 16. April 2015
https://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ministerie-van-buitenlandse-zaken/documenten/ambtsberichten/2015/04/16/ambtsbericht-veiligheidssituatie-in-irak

·      BZ - Ministerie van Buitenlandse Zaken (niederländisches Außenministerium): Ambtsbericht Veiligheidssituatie in Irak, 13. Oktober 2015
https://www.rijksoverheid.nl/binaries/rijksoverheid/documenten/ambtsberichten/2015/10/13/ambtsbericht-veiligheidssituatie-in-irak-2015-10-13/ab-irak-veiligheidssituatie-extern-definitief-oktober-2015.pdf

·      Channel NewsAsia: Thousands of Iraqis demonstrate for reforms, 3. Oktober 2015
http://www.channelnewsasia.com/news/world/thousands-of-iraqis/2166678.html

·      HRW - Human Rights Watch: Pro-Government Militias’ Trail of Death, 31. Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/282421/412800_de.html

·      Huffington Post: Southern Iraq Is a Safe Place (Autor: Luay Al Khatteeb), 27. Mai 2015
http://www.huffingtonpost.com/luay-al-khatteeb/southern-iraq-is-a-safe-place_b_7448384.html

·      IOM - International Organization for Migration: Thi Qar Governorate Profile, June-September 2015, 17. November 2015
http://www.iomiraq.net/file/2266/download

·      ISW - Institute for the Study of War: Iraq Control of Terrain Map: November 25, 2015, 25. November 2015
http://understandingwar.org/sites/default/files/Iraq%20Blobby%20map%2025%20NOV%202015_0.pdf

·      PBS - Public Broadcasting Service: Shia militias answer the call to fight Islamic State in Iraq, 4. Mai 2015
http://www.pbs.org/newshour/bb/shia-militias-answer-call-fight-islamic-state-iraq/

·      RFE/RL - Radio Free Europe/Radio Liberty: Thousands Of Iraqis Protest Poor Services, Government Corruption, 8. August 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/309753/447675_de.html

·      Spiegel Online: The Dreadful Saviors: Feared Shiite Militias Battle Islamic State in Iraq, 31. Juli 2015
http://www.spiegel.de/international/world/feared-shiite-militias-battle-islamic-state-in-iraq-a-1045867.html

·      Triple Canopy: Iraq Weekly Security Report, September 8 – 14, 2015, 15. September 2015
http://www.triplecanopy.com/fileadmin/user_upload/Reports/Iraq_Report_09_15_2015.pdf

·      Washington Post: Hundreds of Iraqi soldiers are missing after heavy fighting. Their families want answers, 2. September 2014
https://www.washingtonpost.com/world/middle_east/hundreds-of-iraqi-soldiers-are-mia-after-heavy-fighting-their-families-want-answers/2014/09/01/285fbaf6-b07b-4a4b-9a6e-a26b433e738e_story.html

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